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Sehschwäche bei Kindern – Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Die häufigsten Symptome, die auf mögliche Sehprobleme bei Kindern hinweisen, sind u.a. das Annähern von Gegenständen wie Büchern, Spielzeug oder Handy an die Augen; das Sitzen zu nah am Fernseher, um besser zu sehen, Schielen, ein offensichtlich „schräger“ Blick, eine unnatürliche Kopfhaltung, um einen Gegenstand zu betrachten, übermäßiges Reiben und Tränen der Augen, übermäßige Lichtempfindlichkeit, Rötung der Augen, häufige Müdigkeit und Kopfschmerzen sowie übermäßiges Blinzeln. Wird Sehschwäche bei Kindern rechtzeitig erkannt, kann sie in mehr als 90% der Fälle geheilt werden.

Sehschwäche bei Kindern

DUNJA ŠMIDT, Dr. med., Fachärztin für Augenheilkunde, Kinderaugenheilkunde und Strabologie

Wie können wir Sehprobleme bei Kindern rechtzeitig erkennen?

Die Fürsorge um die Sehkraft von Kindern beginnt bereits auf der Entbindungsstation im Krankenhaus und erstreckt sich über die gesamte Kindheit. Oft können Eltern bereits auf Fotos einen Mangel an rotem Reflex in einem Auge oder einen weißen Reflex in der Pupille sowie einen Unterschied in Farbe oder Größe des Reflexes zwischen beiden Augen bemerken. In diesem Fall ist eine weitere augenärztliche Untersuchung erforderlich.

Auch schon im frühesten Alter können Eltern bei Kindern Veränderungen wie Ptosis (herabhängendes oberes Augenlid), Trübung und Vergrößerung der Hornhaut und/oder Lichtscheu, Rötung und Schwellung der Augenlider mit Tränenfluss und Sekretion sowie Unterschiede in der Pupillenweite bemerken. All dies sind Zustände, die eine Untersuchung durch einen Kinder-Augenarzt erfordern, da sie, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden, dauerhafte Auswirkungen auf die Sehkraft des Kindes haben können.

Welche konkreten Symptome in Bezug auf die Sehgesundheit sollten Eltern unbedingt beachten?

Bei Säuglingen wird die Untersuchung der Sehkraft anhand der Fähigkeit durchgeführt, ein Objekt vor den Augen zu fixieren und zu verfolgen. Im Alter von zwei bis drei Monaten beginnt das Baby, seine Hände zu betrachten, nimmt Augenkontakt mit der Mutter auf, reagiert mit einem Lächeln, folgt einem Gesicht oder vor den Augen platzierten Objekten. Das Fehlen von Fixation und Verfolgung im binokularen Sehen nach dem dritten Lebensmonat erfordert eine weitere Beurteilung. Reagiert das Kind mit Weinen und Widerstand auf das Zudecken eines Auges, kann dies auf eine Sehschwäche des anderen Auges hinweisen.

In den ersten drei bis vier Lebensmonaten ist es nicht ungewöhnlich, dass gelegentlich Schielen (Abweichen des Auges) festgestellt wird. Aber Schielen, das auch nach dem vierten, besonders dem sechsten Lebensmonat weiterhin besteht, erfordert eine augenärztliche Untersuchung. Auch das Vorhandensein ungewöhnlicher Augenbewegungen, Augenzittern oder Nystagmus, kann oft auf Schwachsichtigkeit oder neurologische Ursachen der Störungen hinweisen. Im Alter von fünf Monaten entwickelt sich bereits das räumliche Sehen. Hier können Probleme in der visuellen Funktion auftreten, wenn das Kind nicht richtig nach Spielzeug greift.

Manchmal kann man feststellen, dass das Kind den Kopf auf eine Schulter neigt, das Gesicht zur Seite dreht oder das Kinn anhebt/senkt, was auf Schielen, eine Beeinträchtigung der Augenbeweglichkeit oder seltener auf Brechungsfehler zurückzuführen sein kann. Es ist wichtig, das Kind so früh wie möglich zu einer augenärztlichen Untersuchung zu bringen, damit, sollte eine augenärztliche Ursache vorliegen, diese frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden kann. Ebenso ist es auch wichtig, die Kopfhaltung des Kindes nicht zu korrigieren, da das Kind so versucht, eine bessere Sicht und gemeinsames Sehen mit beiden Augen zu erreichen.

Im Vorschulalter können Koordinationsprobleme beim Spielen mit einem Ball oder beim Fahrradfahren, Stolpern beim Überqueren von Hindernissen, das Vermeiden von Aktivitäten, die einen Fokus erfordern (wie etwa malen oder Puzzles legen) oder das Annähern an den Fernseher und das Heranrücken von Gegenständen an die Augen auffallen. Manchmal äußern sich Sehstörungen durch häufiges Reiben der Augen, häufiges Blinzeln oder das Schließen eines Auges bei hellem Licht.

Bei schulpflichtigen Kindern sind Sehstörungen am einfachsten zu erkennen und können sich durch Schwierigkeiten beim Lesen, schlechtere Fernsicht, beispielsweise beim Lesen von der Tafel, zeigen. Lehrer bemerken oft auch, dass das Kind Probleme mit der visuellen Funktion hat. Das "Schielen" oder das Zusammenkneifen der Augenlider, um die Sicht zu schärfen, ist oft auf Kurzsichtigkeit zurückzuführen. Bei häufigen Kopfschmerzen, insbesondere wenn sie nach der Schule oder nach längerer Arbeit im Nahbereich auftreten, sollte auch eine augenärztliche Ursache ausgeschlossen werden.

Augenprobleme

Wie viele Kinder sind mit ernsthaften Sehproblemen konfrontiert, und was sind die häufigsten Ursachen?

In den Industriestaaten ist Amblyopie oder Sehschwäche die häufigste Sehstörung bei Kindern. Sehschwäche bezeichnet eine Reduzierung oder einen Verlust von Teilen der Sehfunktionen ohne das Vorhandensein einer sichtbaren Augenkrankheit. Bei einer Sehschwäche ist nicht nur die Sehschärfe reduziert, sondern es treten häufig auch eine verringerte Kontrastsensitivität, gestörte Bewegungs- und Raumtiefenwahrnehmung sowie Akkommodationsstörungen (Probleme bei der Arbeit im Nahbereich) auf.

Die Ursachen für Sehschwäche sind in 90 Prozent der Fälle Refraktionsfehler (Weitsichtigkeit, Astigmatismus, Kurzsichtigkeit) und Strabismus, wobei oft beide Ursachen gleichzeitig vorliegen.
In einigen wenigen Fällen kann die Ursache für Sehschwäche eine Behinderung der Sehachse aufgrund angeborener Ptose, angeborener oder frühzeitig entstandener Katarakte, Trübungen der Hornhaut, intraokulärer Entzündungen oder Blutungen im Glaskörper sein. In solchen Fällen ist die Sehschwäche oft tiefgreifend und die Behandlung weniger erfolgreich.

Sehschwäche tritt bei Frühgeborenen (insbesondere vor der 32. Schwangerschaftswoche) mit niedrigem Geburtsgewicht, bei Kindern mit Eltern oder Geschwistern mit Sehschwäche und bei Kindern mit neurologischen Entwicklungsstörungen signifikant häufiger auf. Von Umweltfaktoren haben der Alkoholkonsum, der Drogenkonsum und das Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft den bedeutendsten Einfluss.

Da sich das Auge und der Sehsinn von Kindern noch in der Entwicklung befinden: Welche Schwierigkeiten können korrigiert werden, wenn sie rechtzeitig erkannt werden?

Wird eine Sehschwäche rechtzeitig erkannt, kann sie in 90 Prozent der Fälle geheilt werden. Die Behandlung einer Sehschwäche hängt von ihrer Ursache ab. Refraktionsfehler werden durch eine Brillenkorrektur oder Kontaktlinsen korrigiert. Strabismus (Schielen) kann je nach Art ebenfalls mit Brillenkorrektur und bei Bedarf operativ behandelt werden, wobei in beiden Fällen oft eine Okklusion (Pflaster / Patch) auf dem gesunden Auge erforderlich ist, um eine Verbesserung des Sehvermögens auf dem schwachsichtigen Auge zu erreichen. Es ist wichtig zu betonen, dass Sehschwäche in den meisten Fällen monokular ist (also nur ein Auge betroffen ist), und dass sie, wenn kein ausgeprägter Sehverlust vorliegt, meist unerkannt bleibt.

Da die Entwicklung des visuellen Teils des Gehirns bis zum siebten Lebensjahr abgeschlossen ist, wird das sehschwache Auge nie wieder eine gute Sicht erreichen können, wenn die Sehschwäche nicht rechtzeitig erkannt und vor diesem Alter behandelt wird. Kinder, bei denen eine Sehschwäche diagnostiziert wurde, benötigen eine kontinuierliche augenärztliche Betreuung, aber auch erhebliches Engagement der Eltern.

Eine Sehschwäche schränkt das Kind beim Lesen und Lernen sowie später bei der Schul- und Berufswahl ein und hat somit nachhaltige Auswirkungen auf das weitere Leben des Einzelnen und stellt darüber hinaus ein erhebliches sozioökonomisches Problem dar. Darüber hinaus besteht bei sehbehinderten Menschen ein deutlich höheres Verletzungsrisiko für das andere, bessere Auge, sodass das Risiko eines beidseitigen Sehverlusts bei sehbehinderten Menschen fast doppelt so hoch ist. Es wird angenommen, dass das Screening durch Testen der Sehschärfe bei vierjährigen Kindern die zuverlässigste Methode zur Erkennung einer Sehschwäche ist.

Augengesundheit

Wie können Eltern am besten für die Augengesundheit ihrer Kinder sorgen?

Wenn es um die Pflege der Augengesundheit geht, gelten die gleichen Empfehlungen wie für die Erhaltung der Gesundheit im Allgemeinen, also:

  • eine gesunde und ausgewogene Ernährung
  • ausreichend Schlaf
  • regelmäßige körperliche Aktivität
  • sowie Aufenthalt an der frischen Luft und bei Tageslicht.

In den letzten Jahren ist besonders der deutliche Anstieg der Kurzsichtigkeit besorgniserregend, der unter anderem mit der immer kürzeren Zeit im Freien, langem Arbeiten im Nahbereich und allgemein zunehmender Urbanisierung in Verbindung gebracht wird.

Dabei nimmt auch die Anzahl der Menschen mit hoher Kurzsichtigkeit zu, die potenzielle Komplikationen für die Sehkraft mit sich bringt. Daher ist es äußerst wichtig, präventiv zu handeln, insbesondere durch die Begrenzung der Bildschirmzeit und die Förderung von Aktivitäten im Freien. Studien haben gezeigt, dass ein Aufenthalt im Tageslicht von mindestens zwei Stunden pro Tag das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit verlangsamt. Bei längerer Arbeit im Nahbereich wird empfohlen, alle 20 Minuten eine Pause einzulegen, und digitale Geräte sollten auf Augenhöhe in etwa 60 Zentimeter Entfernung platziert werden.

Und schließlich bleibt die vollständige augenärztliche Untersuchung der Goldstandard und ist die zuverlässigste Methode zur Erkennung von Sehstörungen.

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